Was sind Crohn und Colitis?

Mit Crohn oder Colitis bezeichnen die betroffenen Patienten die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Sie benutzen dabei eine Kurzform ähnlich wie beim ‚Rheuma‘, ein Begriff mit dem die chronisch rheumatischen Gelenkserkrankungen gemeint sind. Während beim Rheuma die Gelenksveränderungen und deren Auswirkungen auf die Beweglichkeit der Patienten nicht zu übersehen sind, bleiben die chronischen Darmentzündungen und deren kollaterale Schäden den Mitmenschen meist verborgen. Bei der Crohn-Erkrankung und der Colitis ulcerosa handelt es sich um die beiden wichtigsten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die jeweils 2 bis 3 von 1000 Personen in Deutschland befallen können. Die nach dem New Yorker Forscher Burrill Crohn benannte Erkrankung kann den gesamten über 3 Meter langen Verdauungstrakt vom Mund bis zum After befallen, meist jedoch den letzten Teil des Dünndarms und Teile des Dickdarms. Die Erkrankung beginnt mit oberflächlichen Entzündungen im Schleimhautbereich und kann sich, wenn sie nicht adäquat behandelt wird, durch die Darmwand arbeiten. So entstehen zum Beispiel tiefe Geschwüre und später Fisteln und Abszesse im Bauchraum. Eine weitere Folge der andauernden Entzündung ist der Untergang von Darmgewebe, der durch den bindegewebigen Umbau der entzündeten Areale im Darm entsteht. Eine typische Folge hiervon ist das Schrumpfen des Darmdurchmessers, was dann Engstellen hervorrufen kann. Eine weitere Folge der Entzündungsarbeit durch die Darmwand ist das Zusammenwachsen verschiedener Darmabschnitte. Alles zusammen, Entzündung, Engstellen und Zusammenwachsen kann die Passage der Nahrung, bzw. des Stuhls, massiv behindern. Folgeerscheinungen dieser Vorgänge sind Durchfälle, Schmerzen, Gewichtsverlust und Untergewicht, Eisenmangel und Blutarmut, Wachstumsstörungen, aber auch Fieber, Blutvergiftungen (Sepsis), häufige Krankenhausaufenthalte und Operationen. Die zweite, etwa gleich häufige chronisch entzündliche Darmerkrankung, die Colitis ulcerosa, befällt nur den Dickdarm, also den letzten Meter des Verdauungstrakts. Anders als der Morbus Crohn beschränkt sich die Entzündung nur auf die Schleimhaut. Fast immer geht die Entzündung kontinuierlich vom Rektum, also dem letzten Stück des Dickdarms aus nach oben. In je einem Drittel der Fälle ist nur das Rektum, nur der gesamte linke Teil des Dickdarms oder der gesamte Dickdarm befallen. Blutig, schleimige Durchfälle stehen im Vordergrund, Schmerzen und Blutarmut sind häufig. Aber auch bei der Colitis fordert die andauernde Entzündung ihren Tribut, Gewebeuntergang und Verlust der Struktur des Darms führen zu einer massiven Verkürzung, teilweise auf über die Hälfte der Länge und zu Funktionseinschränkungen, so dass in Europa immer noch jeder 10. Patient mit Colitis ulcerosa seinen Dickdarm verliert. Bei beiden Erkrankungen wird durch die andauernde Entzündung das Dickdarmkrebsriskio erhöht. Trotz jahrzehntelanger Forschung sind die Ursachen beider Erkrankungen auch nicht annähernd gesichert. Oftmals in der Medizingeschichte haben sich als Ursache chronischer Erkrankungen, wie den Magengeschwüren oder der Tuberkulose letztendlich mikrobielle Strukturen gefunden, die sich versteckten und damit der Entdeckung entziehen konnten. Leider konnte man solche Organismen bei den CED bisher nicht nachweisen. Man findet bei beiden Erkrankungen jedoch eine übertriebene Immunantwort gegen den eigenen Darminhalt, der mit einer verminderten Immunantwort am Übergang zwischen Darminhalt und Schleimhaut einhergeht. Diese immunologische Inkompetenz ist bei etwas weniger als der Hälfte der Crohnpatienten genetisch festgelegt. Solch klare genetische Veranlagungen konnte man bei der Colitis ulcerosa zwar nicht finden, dennoch findet man bei beiden Erkrankungen immer wieder familiäre Häufungen, die auf eine genetische Komponente schließen lassen. Auffällig ist, dass die CED in Gesellschaften häufig sind, die einen hohen hygienischen Standard aufweisen, wie den USA und Deutschland, was zur sogenannten Hygienetheorie geführt hat, die besagt, dass Patienten mit Asthma, Neurodermitis oder CED als Kinder zu wenig Kontakte mit Bakterien gehabt haben, um dann später umso heftiger dagegen zu reagieren. Auch die Art unserer Ernährung könnte einen Einfluss haben, da die Häufigkeit der CED immer dort zunimmt, wo die sogenannte westliche Ernährungsweise mit Fett, Fleisch und Ballaststoffarmut hält, wie z.B. in den arabischen Ländern. Solange ursächliche Therapien nicht bekannt sind, wird das Ziel aller therapeutischen Bemühung ist die Eindämmung und Unterdrückung der Entzündung im Darm und das Vermeiden von kollateralen und Folgeschäden sein, da ein zu spätes Erkennen oder eine zu zaghafte Therapie zu einem irreversiblen Substanzverlust im Darm führen. Je später mit einer effektiven Therapie begonnen wird, desto mehr handelt es sich um Schadensbegrenzung, da nur der Verlauf gestoppt werden kann und desto weniger kann der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden, da keine Reparatur der geschädigten Stellen mehr erfolgt. Die frühe Erkennung und das konsequente therapeutische Dagegengehen unter Abwägung von möglichen Nebenwirkungen wird die Herausforderung des nächsten Jahrzehnts der CED-Medizin sein. Später werden möglicherweise einige Patienten übertherapiert sein, momentan ist der Großteil der Patienten untertherapiert. Besser behandeln lassen ist daher das Motto unserer Stiftung.